Ich bin aus der Sicht des Sports ein noch junger Athlet. Und ich darf auf eine schöne und Erfolgreiche Saison zurückblicken. Sie hatte ihre Höhen und Tiefen. Sie war geprägt von einer nicht-Selektion für die Junioren-EM im K4 und mit einem überraschendem 3. Platz an den Olympic-Hopes im K2.
Eine Kanu-Saison beginnt nach dem letzten Wettkampf der vorherigen Saison mit einer Trainingspause. Das heisst, meine Saison 2016 begann am 28.9.2015 als ich von Bydgoszcz (Polen) direkt in meinen Sprachaufenthalt nach Eastbourne (England) flog. Eigentlich wäre der obligatorische Sprachaufenthalt der Kantonsschule Schaffhausen in den Frühlingsferien. Da die Trainingslager in den Frühlingsferien aber wichtig waren, um mich auf die kommenden Wettkämpfe vorzubereiten, verschob ich den Sprachaufenthalt in die Herbstferien, was nur dank dem Sportprogramm der Kanti möglich war. So konnte ich die Trainingspause in England machen, wo ich keine Möglichkeiten hatte auf dem Wasser zu trainieren.
Nach diesen 3 Wochen ohne viel Sport startete das Wintertraining in Schaffhausen wieder mit Vollgas. Das heisst so viel wie 6 Trainings mit dem Kanu-Club Schaffhausen, und ca. jeden 2. Tag noch 1 Trainingseinheit auf eigene Faust.
Am 24.12 Snowboarden, am 25. Weinachten feiern und am 26. Nach Pontresina ins Trainingslager fahren um die letzten 180 Trainingskilometer im Jahr 2015 zu machen.
Vom 30.1-7.2.2016 war ich 1 Woche im Trainingslager in Tenero. Vom 20.-28. Februar war ich in Sabaudia (Italien). Natürlich wäre ich auch gerne eine 2. Woche in Sabaudia geblieben, aber ich habe Verständnis, dass die Schule mir von 7 Wochen Urlaub in einem Semester „nur“ 6 bewilligt hat.
Am 13. März lief ich mit 13´000 anderen Sportlern den Engadiner-Skimarathon mit. (Zeit: 2.47.50 EINHEIT Rang: 2240/32???)
Vom 3.-17.April war ich in Pusiano (Italien) im Trainingslager. In der Mitte des Trainingslagers war unser 1. Selektions-Wettkampf für die Junioren-EM. Allerdings sagte dieser ziemlich wenig aus, da wir 1. nur im K1 starteten und 2. Die Bedingungen in jedem Lauf extrem unterschiedlich waren, was den Vergleich von Zeiten sinnlos machte.
In meiner ersten Ferienwoche konnte ich leider kein Trainingslager finden und musste mich Zuhause auf die Langstrecken-Schweizermeisterschaft über 5000m vorbereiten. Dank guter Vorbereitung, vor allem im Bereich der Renntaktik, konnte ich dieses Rennen gewinnen und wurde somit Schweizermeister über 5000m im K1. Anschliessend war ich in der 2. Ferienwoche mit dem KCSH und in der 3. mit dem C-Kader Abfahrt in Tenero im Trainingslager. Doch nach 5 Wochen Trainingslager durfte ich zur Abwechslung auch wieder in die Schule.
Am 27. Mai sahen wir was unser K4 konnte. Denn an diesem Tag war der 1000m Wettkampf in Piestany, welcher unseren Selektionsentscheid am meisten beeinflusst hatte. Es waren 8 Boote
aus sehr starken Nationen am Start. Leider trat ein guter Athlet zu Beginn der Saison aus dem Kader aus und wir konnten nicht mit der stärkst möglichen Schweizer Besatzung antreten. Die Tatsache,
dass es im Vorfeld als fast selbstverständlich galt, dass wir uns qualifizieren würden, machte die Enttäuschung im Nachhinein noch grösser, als wir vom Selektionsentscheid eine Woche später
erfuhren. Es war ein knapper Entscheid. Ich konnte mich zuerst nicht gut damit anfreunden, aber aus einiger Distanz betrachtet kann ich ihn verstehen.
Die Nicht-Selektion traf nicht alle Athleten gleich hart. Für Stefan Scherrer wäre es die letzte Möglichkeit gewesen um an einer Junioren-EM/WM teilzunehmen. Remo Wernli war der
„Ersatzmann“ und konnte froh sein am Selektionswettkampf teilnehmen zu können. Linus Bolzern (mein 2er-Partner) und ich habe diese Saison noch eine 2. Chance.
Trotzdem geht so ein Entscheid nicht spurlos an jemandem vorbei, der zweimal am Tag dafür trainiert. Ich habe zum Glück gut gelernt damit umzugehen und mich auf die kommenden
Wettkämpfe zu fokussieren, auch wenn diese lange nicht diese Bedeutung hatten.
So war ich diesen Juni in Wisbaden, Mannheim, Kleinheubach und Decize an Wettkämpfen.
Um diese lange Saison zu überstehen ohne am Schluss langsamer zu werden, legte ich über die Sommerferien verteilt drei Wochen mit wenig Training ein. Es ist schwer zu sagen ob das
die richtige Strategie war, aber ich denke ich war gut für die Schweizermeisterschaften am 3. und 4. September in Eschenz über 1000m, 500m und 200m vorbereitet. So gewann ich über 1000m im K1 und
K2 den Schweizermeistertitel in meiner Kategorie und wurde über 500m und 200m Zweiter.
Doch die Saison war noch nicht fertig. So reiste ich am 10. September nach Linz (Österreich) um mich auf die Olympic-Hopes in Szeged (Ungarn) vorzubereiten. Die 10 Tage Vorbereitung
erfüllten ihren Zweck gut. Zum ersten Training auf der Wettkampfstrecke fühlte ich mit Linus im 2er sehr gut. Das ist alles andere als selbstverständlich, aber notwendig um ein solches Resultat
zu erzielen.
Am ersten Tag verpassten wir den A-Final über 200m nur sehr knapp. Ein Resultat, dass uns optimistisch gestimmt hat für den zweiten Tag. Im Vorlauf mussten wir den 3. Platz
erreichen um uns zu qualifizieren. Das bedeutete alles zu geben. Es bedeutete sich keinen Blick nach links oder rechts zur Konkurrenz leisten zu können. So sah ich erst im Ziel, dass wir mit
einem stattlichen Vorsprung das Rennen gewonnen hatten und uns für den A-Final qualifiziert. Eine Qualifikation die ich mir nicht hätte erträumen lassen. Ein paar Stunden später galt es einen
Versuch zu starten diese Leistung zu wiederhohlen. Unser Trainer sagte wir sollen das Rennen genau gleich fahren wie im Halbfinal und uns nicht von der Konkurrenz beeindrucken lassen. Ich sagte
zum Spass: „genau gleich, nur schneller“. Als ich dieses Mal die Ziellinie überquerte und den vergleichenden Blick wagte, glaubte ich meinen Augen kaum. Ich glaube wir haben uns mehr gefreut als
die Ungaren, welche das Rennen gewonnen hatten. Als ich auf die Rangliste schaute, erkannte ich die Wahrheit hinter meinem Satz; wir hatten uns um ganze 7 Sekunden verbessert.
Es ist ein unbeschreiblicher Moment, wenn sich mehr als 620 Stunden und 3500km Training mehr als ausbezahlten.
Und schon wieder ist eine Saison zu Ende. Mit Niederlagen aus denen ich lernen konnte aber vor allem mit einem unvergesslichen Erfolg. Ein Erfolg der optimistisch stimmt für eine
Selektion für die Junioren-EM/WM nächstes Jahr. Natürlich aber mache ich nicht nochmal den Fehler und halte es für sicher, dass ich mich qualifiziere. Aber die Chancen stehen besser als letztes
Jahr. Eindeutig.
Zum Schluss gibt es noch einen Erfolg aus finanzieller Sicht. Nach einem Jahr habe ich mit der Ernst-Göhner Stiftung einen Sporthilfe-Paten gefunden.
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