Der Klimastreik und Ich, eine Symbiose

Der Klimastreik und ich - eine Symbiose

Ich war nicht von Beginn an dabei. Als der erste Klimastreik stattfand, war ich in der Spitzensport RS.

Ich habe eigentlich nicht einmal wirklich davon gehört. Vielleicht auch schon, aber ich hatte es bestimmt wieder vergessen, bis ich dann selber an meinem ersten Klimastreik dabei war. Ich war in der Pfadi am Altpapier sammeln, als eine Kollegin (Angela) fragte, ob ich auch mitkommen würde. Natürlich war ich dabei, denn nachdem ich im Alter von neun Jahren Al Gores “Unbequeme Wahrheit” sah, war ich definitiv geprägt von der Klimakrise.

Ich wusste es schon zehn Jahre und doch habe ich nichts getan, höchstens ein bisschen persönlicher Verzicht, wie wohl viele von uns.

Kurz nach dem Film stieg ich konsequent nur noch ins Auto, wenn keine andere Möglichkeit bestand. Aber dann kamen die Wettkämpfe. An die Schweizermeisterschaft konnte ich noch manchmal mit dem Zug gehen. Dann ins nahe Ausland, später ins Trainingslager nach Florida. Wieso man ins Trainingslager nach Florida geht, kann man hier lesen. Der Sport war da einfach wichtiger, und retrospektivisch betrachtet, erkenne ich, dass ich genau so reagiere, wie es Naomi Klein in ihrem Buch “This changes everything” beschrieb:

“Früher reagierte ich auf schlechte Klima Neuigkeiten mit Schockstarre, aber nun nutze ich die Emotionen und wandle sie in Tatendrang um.”

Nun war ich also da, am ersten Streik. Ich war überwältigt, dass ich nicht mehr der Einzige war, der das Problem wirklich lösen wollte. Die verständnislosen Blicke meiner Eltern, wenn ich lieber mit dem Zug in die Skiferien wollte, waren nun egal, denn ich merkte; ich bin nicht alleine.

Als ich mir zwischen all den Trainings in der Vorbereitung auf die WM ausnahmsweise mal einen Mittwochabend frei nahm und an einer Klimastreiksitzung teilnahm, ging es dann richtig los. Die erste Sitzung machte richtig Spass. Mindestens Elena, Pia und mir. Danach sassen wir noch zusammen und planten unseren Ausflug auf den Rhein, der am nächsten Sonntag geplant war. Auf dem Rhein drehten wir dann ein Mobilisierungs-Video, welches es zwar nie an die Öffentlichkeit schaffte, aber das war auch egal, denn es machte Spass.

Doch dann folgte das Trainingslager in Budapest. Ich wusste es würde langweilig werden und suchte Arbeit. Dann las ich in einem Protokoll, des letzten nationalen Meetings, von der Idee, ein Klimablatt zu machen.                                                                                               Ich schrieb Anina, sie solle doch eine Telegram-Gruppe machen, damit Interessierte einfacher beitreten konnten. Plötzlich waren 20 Menschen in der Gruppe. Beat übernahm die Finanzen, Philip die Redaktion. Und ein paar Wochen später, nach vielen Telefonaten mit Druckerei und Distribution, entschied ich mich, am ersten Tag von meinem Gesundheitswissenschaften - und Technologiestudium an der ETH nicht teilzunehmen, sondern die Druckerei zu besuchen, welche 1,5 Millionen Zeitungen druckte. Für mich, den Klimastreik und unsere Zukunft.

Das Klimablatt forderte viel Zeit, aber nur einen Bruchteil davon, von der Zeit welche ich in den Sport investierte. Und da kam immer wieder die Frage hoch, wieso ich eigentlich mein ganzes Leben damit verbringe, auf 1000 Meter noch 10 Sekunden schneller zu werden. Gerade in einer Zeit, in welcher die Welt doch definitiv wichtigere Probleme hätte.           Doch ich fand keine Antwort darauf, auch nicht nach einem halben Jahr. Also beendete ich den Irrsinn des Spitzensports, welcher aber durchaus sehr lehrreich war und auch Spass machte. Ich bin dankbar für die Zeit meines Lebens, in welcher ich gelernt habe richtig durchzubeissen.

Nach dem Klimablatt war ich dann wirklich angekommen im Klimastreik. Ich suchte mir ein neues Projekt und fand die Climate-Assemblies. Daran arbeite ich nun, falls jemand Fragen oder Anregungen hat; jederzeit gerne.

Zum Schluss möchte ich noch anfügen, wieso ich im Klimastreik aktiv bin und auch bleiben werde. Klimastreik macht Sinn. Klimastreik macht Spass.

Was kann man sich mehr wünschen von einer Freizeitbeschäftigung?

Oder ist das vielleicht die ideale Vollzeitbeschäftigung?

 

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